Von Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz

Am 13. Juni 2023 war es endlich so weit: Die erste Schweizer Konferenz Elektromobilität öffnete Ihre Tore im Kubus Eventlokal in Bern. Monatelange Planung und Organisation waren dem Anlass mit über 200 Teilnehmenden vorausgegangen. Ich darf mit Stolz sagen, dass die Premiere aus meiner Sicht vollauf geglückt ist.

Die Ursprungsidee war simpel: Gemeinsam mit dem Verband Schweizerischer Elektrizitätsunternehmen VSE und Swiss eMobility haben wir überlegt, wie man sich dem Thema Elektromobilität ganzheitlich nähern könnte. Schliesslich sind die unterschiedlichen Sektoren aufeinander angewiesen. Die Fahrzeuge der Mitglieder von auto-schweiz brauchen zuallererst Strom und Netze sowie Ladeinfrastruktur – all dies decken die Mitglieder der beiden Partnerverbände ab. Die Referate bildeten denn auch diesen breiten Querschnitt an Themen und Bedürfnissen ab. Von Netzbetreibern und Energieversorgern (z.B. Elektrizitätswerk der Stadt Zürich ewz) über Fahrzeugimporteure (z.B. AMAG, Renault Trucks) bis hin zu internationalen Ladeinfrastrukturbetreibern (z.B. Fastned) und grossen Flottenkunden (z.B. Schweizerische Post) waren diverse Sichtweisen auf das «elektrische Fahren» auf der Bühne vertreten. Zentrale Erkenntnisse der Konferenz waren vor allem der dringende Bedarf am Zubau von (CO2-armer) Stromproduktion, die notwendige Stärkung der Stromnetze und die kluge Einbindung der Fahrzeuge in dieses System, etwa über lastabhängige Tarife oder Vehicle-to-grid-Lösungen.

Offene Diskussion auf dem Podium

Ein Höhepunkt des Tages war sicher die politisch-wirtschaftliche Podiumsdiskussion, wie der ganze Tag hervorragend geleitet von Moderator Reto Brennwald. Als Managing Director von Renault Suisse vertrat Claudia Meyer die Sicht der Automobilimporteure und der gesamten Branche; zudem war sie wenige Wochen zuvor in den Vorstand von auto-schweiz gewählt worden. Der CEO der CKW, Martin Schwab, brachte den Standpunkt der Energieversorger und Netzbetreiber in die Diskussion ein. Direkt aus dem Bundeshaus gekommen waren die Nationalräte Benjamin Giezendanner (SVP) und Jürg Grossen, (GLP). Beide Miliz-Politiker kennen aber auch des Gesamtsystem (Elektro-)Mobilität aus ihrem Berufsleben: Giezendanner ist CEO und Mitinhaber des gleichnamigen Transportunternehmens, Grossen ist Co-Geschäftsführer und Verwaltungsrat mehrerer Firmen im Bereich Elektrik.

Die Voten gingen erwartungs- und wunschgemäss auseinander. Während Jürg Grossen die enormen Fortschritte beim Ausbau der Photovoltaik und die künftigen Chancen von Vehicle-to-grid für das Stromnetz hervorstrich, wies Benjamin Giezendanner auf die enormen Kosten hin, welche die Elektrifizierung diverser Branchen, auch der Mobilität, mit sich bringen werde – besonders für seine Transportbranche. Martin Schwab schilderte eindrücklich, dass der Bau eines kleinen Wasserkraftwerks aufgrund diverser Vorgaben und Einsprachen heute fast 20 Jahre dauere. Und Claudia Meyer berichtete aus dem Alltag ihrer Händler, die beim Versuch, Elektroautos einer immer breiteren Kundschaft schmackhaft zu machen, auf diverse Hürden stossen würden. Meistgenannt sei die fehlende Lademöglichkeit für ein Steckerfahrzeug am heimischen Park- oder am Arbeitsplatz. Einig waren sich aber alle Beteiligten, dass der Ausbau der Stromproduktion und die Versorgungssicherheit mit Elektrizität die Grundlage für den weiteren Hochlauf der Elektromobilität darstellen. Denn ohne genügend CO2-armen Strom und ein sicheres Netz sei die Transformation nicht zu schaffen.

Auf ein Neues im 2024

Hier zeigte sich auch der Gewinn der Schweizer Konferenz Elektromobilität: Nicht jeden Tag sprechen die Chefin eines Automobilimporteurs und ein CEO eines Energieversorgers über Stromproduktion und Ladeinfrastruktur – und gleichzeitig mit zwei Politikern, welche die Rahmenbedingungen für beides beeinflussen. Der branchenübergreifende Austausch, auf und abseits der Bühne, war denn auch in meinen Augen einer der grossen Pluspunkte der Veranstaltung. Nach den Referaten gab es jeweils genügend Möglichkeiten, sich über das Gehörte auszutauschen und vielleicht die eine oder andere Projektidee zu diskutieren. Und das alles inklusive recht reichhaltiger Fahrzeugausstellung – vom Kleinstfahrzeug bis zum E-Truck – und diverser Stände von Sponsoren, denen an dieser Stelle nochmals herzlich gedankt sei. VSE, Swiss eMobility und auto-schweiz bleiben im Gespräch und freuen sich bereits auf die nächste Ausgabe der Schweizer Konferenz Elektromobilität am 11. Juni 2024.