Die «Best-Practice» im Geschäft mit Occasions-Elektrofahrzeugen

von Mario Bonato, Ökonom auto-schweiz

Der Occasionsmarkt von Fahrzeugen ist ein heikles Geschäft. Die hohe Informationsasymmetrie zwischen Händler und Käufer kann zu einem generellen «Nichtverkaufen» von qualitativ hochwertigen Occasionsfahrzeugen und schlussendlichem Zusammenbruch des Marktes führen. Für die Beschreibung des Problems wurde 2001 gar ein Nobelpreis verliehen.

Diese sogenannte «Lemon-Market»-Problematik gilt im gleichen Masse auch für E-Occasionsfahrzeuge. Der Händler ist theoretisch im Informationsvorteil, da er die technischen Mittel verfügt, die Autobatterie zu testen und deren Zustand zu ermitteln. Die potenzielle Käuferschaft ist aber unwissend und wird sich im Zweifelsfall gegen einen Kauf entscheiden. Nicht von ungefähr stottert es im E-Occasionsmarkt. Dieser leidet unter einem Preiszerfall. So sind die Preise von E-Occasionen innert eines Jahres um mehr als 20 Prozent gesunken.

Zustand der Batterie ist zentral

Eine Sorge überwiegt bei der Käuferschaft von E-Occasionen ganz klar – der Batteriezustand des Autos. So geben über zwei Drittel der Interessenten an, dass die Unsicherheit um Batterielebensdauer und -qualität die grössten Vorbehalte beim Kauf von gebrauchten Elektrofahrzeugen ist. Andere Gründe verblassen vor der Klarheit dieser Sorgen (vgl. Abb. 1).

Abbildung 1:

Obwohl bekannt ist, dass die Lebensdauer von Fahrzeugbatterien Lebensdauern von über 200’000 Kilometer aufweisen, bestehen Konsumentenvorbehalte. Die mögliche Lösung dafür liegt auf der Hand: Das Anbieten eines anerkannten Autobatterietests. So kann der Gesundheitszustand («state of health» [SOH]) der Autobatterie vergleichbar getestet werden. Dem Konsumenten ist dies fast gänzlich unbewusst. So geben in Umfragen 81 Prozent der potenziellen Käuferschaft an, noch nie von einem «Batteriezertifikat» gehört zu haben. Ein Batterietest kann das Vertrauen und die Kaufbereitschaft merklich erhöhen. Dies geben 87 Prozent einer potenziellen Käuferschaft an, die noch kein E-Auto besitzen. Ferner helfen Garantieverlängerungen auf besagte Autobatterien. Dadurch kann der Kundschaft die benötigte Gewissheit für ein möglichst tiefes Kostenrisiko dieser teuren Einzelkomponente gegeben werden.

Weitere Informationsangaben

Für Batterien gibt es noch weitere mögliche kaufrelevante Informationen, wie etwa der Zelldrift oder den Hochvoltschutz. Während ersteres die Abweichung zwischen stärkster und schwächster Zelle im Akku misst, zeigt letzteres die Anzahl Schaltzyklen. Für die versierte Käuferschaft und vollständige Informationsaufbereitung mag dies wichtig sein und kann bei Bedarf geprüft werden. Wesentlich ist es jedoch der Kundschaft mit einer relevanten Kennzahl den Zustand der Batterie zu vermitteln. So kann eine Überforderung vermieden und trotzdem Vertrauen hergestellt werden.

Fazit

In der EU wird in den nächsten Jahren ein Batteriepass eingeführt. Inwiefern dieser Ausweis den tatsächlichen Zustand der Autobatterie abbildet, ist noch unklar. Für die hiesige Automobilbranche ist es auf jeden Fall unzuträglich, auf ein staatliches Regulatorium zu warten. Eine standardmässige Angabe des Batteriezustandes hilft, das dringend benötigte Vertrauen im E-Occasionsmarkt zu erhöhen. Ebenso können die sinkenden Verkaufspreise durch diese Massnahme gestützt werden. Ein weit verbreiteter, transparenter Batterietest kann rasch dazu führen, dass sich der E-Occasionsmarkt zu einem gänzlich normalen Occasionsmarkt wandelt.

Dieser Text erschien am 08. September 2025 im Magazin «auto-illustrierte».