Von Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure
«Das Stickoxid-Problem im Strassenverkehr ist technisch lösbar.» Mit diesem Satz zitierte die «Automobilwoche» in der vergangenen Woche nicht etwa Tesla-Chef Elon Musk, sondern Volkmar Denner. Und nein, mit dem bekannten Detailhändler hat der Mann auch nichts am Hut. Volkmar Denner ist Vorstandsvorsitzender des Automobil-Zulieferers Bosch. Mit seiner Aussage hat er auch nicht (nur) die Elektromobilität gemeint, sondern vor allem den Diesel. Die Ingenieure von Bosch haben seit zweieinhalb Jahren an einer hocheffektiven und gleichzeitig preislich bezahlbaren Abgasreinigung für den Selbstzünder gearbeitet. Und sie hatten Erfolg. Denner hat die Technik am vergangenen Mittwoch der Öffentlichkeit präsentiert.
Beeindruckende Ingenieursleistung
Mit der seit September 2017 auch in der Schweiz für neue Fahrzeugtypen gültigen Abgasnorm Euro 6d-TEMP dürfen Diesel-Fahrzeuge im Realbetrieb noch 168 Milligramm Stickoxid pro Kilometer ausstoßen. 2020 sinkt dieser Grenzwert auf 120 Milligramm. Mit der nun von Bosch vorgestellten Technik wird letzterer Wert um fast 90 Prozent unterschritten, so Denner, und liege im Schnitt bei 13 Milligramm – unabhängig von äusseren Umständen wie Fahrstil, Streckenprofil und Temperatur, wohlgemerkt. Zudem soll die Technik nicht teurer sein als ein normaler Diesel, Verbrauch und Leistung nur minimal beeinflussen. Bei den technischen Details verweist Bosch auf eine Kombination aus neu entwickelter Einspritz-Technik, Temperaturmanagement im Motor, Luftsystem und dem Einsatz künstlicher Intelligenz. Eine durchaus beeindruckende Ingenieursleistung, die den Diesel endgültig zum Saubermann machen dürfte. Falls sie denn von den Herstellern angenommen und in künftigen Modellen verbaut wird.
«Wir brauchen den hocheffizienten Verbrenner»
Ganz ohne Eigennutzen hat Bosch natürlich nicht in die Entwicklung der Diesel-Abgasreinigung investiert. Der deutsche Zulieferer möchte diese schliesslich an seine Kunden verkaufen und damit Zeit gewinnen, bis die Milliardeninvestitionen in die Elektromobilität Früchte tragen. Volkmar Denner hat denn auch verlauten lassen: «Wir brauchen den hocheffizienten Verbrenner mit niedrigsten Emissionen, bis die Elektromobilität im Massenmarkt einsetzbar ist.» Hier kann man ihm nur zustimmen. Ohne Frage werden unsere Fahrzeuge in Zukunft immer mehr elektrifiziert werden, ob als (Plug-in-)Hybride, Elektro- oder Wasserstoffautos. Nicht umsonst haben wir von auto-schweiz unser «10/20»-Ziel gefasst, wonach hierzulande jeder zehnte neue Personenwagen im Jahr 2020 ein Plug-in-Hybrid oder Elektroauto sein soll. Auch Gas- und Wasserstoffautos werden einen wichtigen Teil zur Senkung des CO2-Ausstosses auf der Strasse beitragen.   Doch es können und wollen nicht alle Verkehrsteilnehmer von heute auf morgen auf ein (teil-)elektrisches Fahrzeug umsteigen. Zu viele Hinderungsgründe sind heute noch gegeben. Seien es höhere Beschaffungspreise, (zu) niedrige Reichweiten oder die lückenhafte öffentlich verfügbare Ladeinfrastruktur. Auch wenn wir diese Probleme in den kommenden Jahren wohl nach und nach lösen werden, bleibt ein sparsamer, emissionsarmer Diesel eine echte Alternative für Vielfahrer. Und dies nicht nur unter ökonomischen, sondern auch unter ökologischen Gesichtspunkten. So sagte denn auch der Bosch-Chef zusammenfassend: «Es ist besser, den richtigen Diesel zu fahren, als das falsche Elektroauto».