Von François Launaz, Präsident auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure

Sicherheit im Strassenverkehr ist ein hohes Gut. Fahrzeug-Hersteller investieren Unsummen in neue Technologien und Sicherheitssysteme, die die Fortbewegung im Alltag sicherer und komfortabler machen, sowohl für Fahrzeuginsassen als auch für andere Verkehrsteilnehmende. Wer vor rund zehn Jahren ein neues Auto gekauft hat und sich zum Vergleich in die aktuelle Generation desselben Modells setzt, kommt aus dem Staunen nicht mehr heraus. Standen damals vor allem die passiven Sicherheitssysteme wie Airbags und Seitenaufprallschutz im Fokus der Entwickler, sind des heute die aktiven Assistenten.

Ein Mittelklassemodell vor zehn Jahren verfügte, wenn überhaupt, über einen Tempomaten zur Haltung und Wiederaufnahme einer voreingestellten Geschwindigkeit. Dasselbe Modell kann heute, teils optional, mit allen möglichen elektronischen Lebensrettern und anderen Helferlein ausgestatten werden: adaptiver Tempomat mit automatischer Abstandsregulierung zum vorausfahrenden Fahrzeug, Notbrems- und Spurhalteassistenten, Rückfahrkamera, Querverkehrswarner, Nachtsichtsysteme, Müdigkeits- und Aufmerksamkeitswarnsysteme, Verkehrszeichenerkennung, Head-Up-Display, und, und, und. Kein Wunder also, dass die Zahl der Todesopfer und Verletzten im Strassenverkehr seit Jahrzehnten sinken, sowohl auf europäischem Niveau als auch in der Schweiz.

Einsatz neuer Sicherheitssysteme grösstenteils unbestritten

Doch damit nicht genug. Die «Vision Zero» ist das grosse Ziel, dem viele Akteure im Automobilverkehr entgegenstreben. Kein Mensch soll durch ein oder in einem Fahrzeug ums Leben kommen oder verletzt werden. Ein hehres Ziel, dessen Erreichung die Europäische Union nun mit strengen Vorgaben ein Stück näherkommen will. Viele der oben genannten Systeme werden ab 2022 in neu entwickelten Personenwagen zur Pflicht, ab 2024 in allen erstmals zugelassenen Autos. Hinzu kommen etwa noch eine Schnittstelle für eine alkoholempfindliche Wegfahrsperre, Optimierungen an der Struktur des Autos sowie eine Blackbox, die Daten von Unfällen speichert.

Wenn auch die zeitliche Kurzfristigkeit der Vorgaben von den Fahrzeugherstellern und ihrem europäischem Verband ACEA kritisiert wird, so ist der Einsatz der Sicherheitssysteme im Kern unbestritten. Allerdings ist es wie so häufig: Die Zeche zahlt der Autokäufer. Während bislang die Einführung neuer Assistenzsysteme in teureren Modellsegmenten Standard war und die Systeme dann nach und nach günstiger wurden und in kleineren Fahrzeugen Einzug hielten, soll in wenigen Jahren quer durch die Modellbank alles überall verbaut werden. Das wird sich gerade bei Kleinst- und Kleinwagen spürbar auf die Preise auswirken – zusätzlich zu den Verteuerungen auf Umweltseite, seien es Systeme zur Abgasnachbehandlung von Verbrennungsmotoren oder die (Teil-)Elektrifizierung des Antriebs. Autofahren wird also gerade für einkommensschwache Menschen teurer – und vielleicht ein Luxusgut.

Auch Verkehrsplanung ist Sicherheitsfaktor

Ein weiterer Punkt, der nicht vergessen gehen darf: Auch die Verkehrsplanung trägt zur Senkung der Unfallzahlen bei. Oberstes Ziel muss es sein, die Verkehrsträger voneinander zu trennen, so dass sie sich nur wenn nötig kreuzen. Separate Velospuren, separiert oder erhöht von der Autofahrbahn und von Fussgängerwegen, sind ein Beispiel. Im Zuge zunehmender Unfallzahlen von E-Bikes muss auch dieses Thema angegangen werden – ohne dabei anderen Verkehrsträgern, sprich: dem Auto, Verkehrsfläche wegzunehmen.