Von Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure   «Ungebremste Mobilität». So lautete der Titel der politischen Diskussionssendung «Arena» im SRF-Fernsehen, an der ich am vergangenen Freitag mitdiskutieren durfte. Zwar war die Sendung verkehrsträgerneutral getauft, dennoch wurde hauptsächlich über die Strasse und den motorisierten Individualverkehr gesprochen – als ob Schiene und Bahn nicht die gleichen Probleme hätten. An und auf meiner Seite stand ACS-Zentralpräsident, SVP-Nationalrat und Berufspilot Thomas Hurter. Gegen(über) uns waren VCS-Präsidentin und SP-Nationalrätin Evi Allemann sowie Grünen-Nationalrat Balthasar Glättli aufgestellt. Zudem war Thomas Sauter-Servaes, Leiter Studiengang Verkehrssysteme an der ZHAW, als (nicht immer ganz) neutraler Experte im Studio.   Der Aufhänger für die Themenwahl der Redaktion war ein jüngst gefällter Entscheid der Verkehrskommission des Nationalrats. Demnach unterstützt diese eine parlamentarische Initiative, wonach die Einführung von Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen nur noch aus Gründen der Sicherheit erfolgen darf. Lärmschutz und andere derzeit oftmals vorgeschobene Argumente für die Ausbremsung des fliessenden Verkehrs sollen nicht mehr gelten. Als Direktor von auto-schweiz halte ich das für eine sehr gute Idee. Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen bedeutet, dass sich der Verkehr zwangsläufig Alternativen sucht, denn durch Wohnquartiere gibt es oft die kürzeren Wege. Und wenn ich dort die gleiche Geschwindigkeit fahren darf, wie auf der vielbefahrenen Hauptachse, bin ich wahrscheinlich schneller. Doch genau durch die Wohnquartiere soll der Durchgangsverkehr ja aus Sicherheitsgründen nicht fliessen. Ergo müssen wir die vorgegebene Geschwindigkeit auf den Hauptachsen auf 50 belassen und die Ampelphasen für eine «Grüne Welle» optimieren. Ein Twitter-Nutzer hat dazu während der Sendung passend kommentiert: «Tempo 30 auf Hauptverkehrsachsen in Gemeinden und man wird von jedem E-Bike überholt.»   Ein weiterer Themenblock in der Sendung war der Ausbau der Infrastruktur. Wie beim Thema Tempo 30 auf Hauptachsen habe ich auch hier keine neuen Argumente gehört. Wir kommen bei gestiegener Mobilitätsnachfrage aufgrund des Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstums der letzten Jahre nicht umhin, die Kapazitäten dort zu erhöhen, wo sie gebraucht werden. Es kann nicht sein, dass man bei der Schiene neue Tunnels und Trassen plant, während der VCS beim Autobahn-Ausbau wie zuletzt eine «Denkpause» fordert. Das ist eine offene Ignorierung des Volkswillens. An der Urne wurde der Nationalstrassenfonds mit deutlichem Resultat akzeptiert und dieser beinhaltet dringend benötigte Ausbauprojekte wie die derzeit gut sichtbare Baustelle am Zürcher Nordring. Bei diesen Massnahmen, wie etwa auch Pannenstreifenumnutzungen zu Fahrspuren, muss nun rasch vorwärts gemacht werden.   Ich verstehe aber auch, dass wir in Zukunft bei der Auslastung der Fahrzeuge etwas besser werden müssen. Wer aber im Alltag versucht, mit Kolleginnen und Kollegen für längere Strecken eine Fahrgemeinschaft zu bilden, scheitert oft daran, dass entsprechende Parkplätze an Autobahn-Auffahrten zu klein und deshalb schon besetzt sind. Die Digitalisierung mit ihren Sharing-Apps wird uns hier nur weiterbringen, wenn wir bereit sind, ab und zu eine Lastwagenladung Kies an eine Autobahnauffahrt zu werfen und so Parkflächen zu schaffen.[vc_single_image image="273" img_size="full" onclick="custom_link" img_link_target="_blank" link="https://www.srf.ch/sendungen/arena/ungebremste-mobilitaet"]