Von François Launaz, Präsident auto-schweiz

Die Europäer kaufen wieder vermehrt neue Autos. Wie die Vereinigung der europäischen Automobilhersteller ACEA vor Kurzem mitgeteilt hat, war der diesjährige Juni der beste Juni aller Zeiten, zumindest in den EU-28-Staaten. Über 1.6 Millionen Autos wurden in jenem Monat in Europa erstmal immatrikuliert, inklusive den EFTA-Staaten Island, Norwegen und der Schweiz. Das ist ein Plus von gut fünf Prozent zum Juni 2017. Grösste Wachstumsmärkte waren interessanterweise Schweden (+73 %) und Rumänien (+52 %). Aber auch grosse Staaten wie Deutschland (+4 %) und Frankreich (+9 %) haben etwas zum Rekord beigetragen. Verlierer sind hingegen Italien (-7 %) und Dänemark (-6 %). Auf dem zweitgrössten Einzelmarkt Grossbritannien ist der anstehende Brexit und die damit einhergehende Zurückhaltung spürbar (-4 %).

Und in der Schweiz?

Hierzulande war der Juni zwar nicht rekordverdächtig, sondern mit minus 1.4 Prozent kurz im Rückwärtsgang. Dennoch können wir mit dem ersten Halbjahr als Ganzes recht zufrieden sein. 157'910 neu immatrikulierte Personenwagen bedeuten für den Auto-Markt der Schweiz inklusive Liechtenstein ein Mini-Minus von 0.6 Prozent. Für das Jahresziel liegen wir voll auf Kurs. Eine Wiederholung des Vorjahresergebnisses von gut 314'000 Einlösungen erscheint wieder möglich. Nach der Phase der Frankenstärke, die ja eigentlich eine Euro-Schwäche war, als 2015 fast 324'000 Autos immatrikuliert worden waren, hat sich der Markt konsolidiert, aber auch stabilisiert. 2017 war dies siebte Jahr in Folge mit mehr als 300'000 Zulassungen – wahrlich keine Selbstverständlichkeit. Dieser langfristige Erfolg ist den grossen Anstrengungen der Importeure mit ihren Herstellern und den offiziellen Markenhändlern zu verdanken.

Eine der wichtigsten Branchen Europas

Europaweit konnte die Autobranche im ersten Halbjahr um 2.8 Prozent wachsen. Fast 8.7 Millionen neue Personenwagen rollen seit Jahresbeginn über die Strassen von Island bis Griechenland, von Portugal bis Finnland. Nur Malta fehlt in dieser Statistik. Allen Unkenrufen und Diesel-Krisen zum Trotz ist und bleibt die Automobilindustrie eine der wichtigsten Wirtschaftsbranchen des Kontinents. Sogar in der Schweiz, wo leider keine Grossserien-Produktion von Fahrzeugen mehr stattfindet, generiert die Fahrzeugindustrie und daran anknüpfende Dienstleistungen (Finanzierung, Automobilclubs, Versicherungen etc.) sage und schreibe 13 Prozent des Bruttoinlandprodukts. So besagen die Zahlen von strasseschweiz, dem Dachverband des Strassenverkehrs. In Ländern mit Fahrzeugproduktion (z.B. Deutschland, Frankreich) liegen diese Werte deutlich höher.

Autos sind in Europa also begehrt wie nie. Viele Jobs hängen an der Autoindustrie, unzählige Menschen benötigen ein Fahrzeug zur Ausübung ihres Berufs oder für den Arbeitsweg. Zudem sind Automobile sind nicht nur Produkte für Produktives, sondern auch für Sehnsüchte und Emotionen. Kaum eine Autofahrerin oder ein -fahrer vergisst jemals sein erstes Vehikel. Autos versprechen und liefern Freiheit, trotz der steigenden Bevölkerungsdichte und des damit zunehmenden Verkehrs in Europa und gerade in der Schweiz. Wir sollten uns öfter an die positiven Seiten des Autofahrens und -Besitzens erinnern.