Von François Launaz, Präsident auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure

Ein schwieriges Jahr 2020 liegt hinter uns allen und der Schweizer Automobilbranche – und der Begriff «schwierig» ist hier noch vorsichtig gewählt. Die Covid-19-Pandemie hat für mehrere Infektionswellen mit anschliessenden (Teil-)Lockdowns gesorgt und die Nachfrage nach neuen Fahrzeugen um bis zu 25 Prozent einbrechen lassen. Auch im Flottenbereich kamen neue Herausforderungen auf die Verantwortlichen zu: von verlängerten Fahrzeugverträgen über Leasingrückgaben während des Lockdowns bis hin zu Hygienekonzepten für Nutzerinnen und Nutzer von geteilten Fahrzeugen. Kaum jemand in der Mobilitätsbranche kann wohl von sich behaupten, im vergangenen Jahr nichts Neues gelernt zu haben.

Anstatt nun aber über das Corona-Jahr 2020 zu jammern, sollte der Blick gen Zukunft gerichtet werden. 2021 kann eigentlich nur alles besser werden, möchte man meinen. Dem ist bei genauerem Hinsehen natürlich nicht ganz so, doch grundsätzlich lohnt es sich, diesen drei Themen mit Optimismus entgegenzutreten, auf und abseits der Strasse:

Marktentwicklung

Die Mitglieder von auto-schweiz rechnen bei der Anzahl neuer Personenwagen für 2021 mit einer moderaten Erholung um rund 15 Prozent auf 270'000 Immatrikulationen. Auch bei den leichten Nutzfahrzeugen soll eine ähnliche Steigerung auf 29'000 Einlösungen erfolgen. Dies unter der Prämisse, dass weitere Verkaufseinschränkungen wie Lockdowns nicht für längere Zeit ausgesprochen werden. Die alternativ angetriebenen Personenwagen haben 2020 mit mehr als einem Viertel Marktanteil neue Höchstwerte markiert. Besonders Plug-in-Hybride sind auch aufgrund des stark ausgebauten Modellangebots förmlich durch die Decke gegangen. Gemeinsam mit den Elektroautos haben die «Steckerfahrzeuge» die Zehn-Prozent-Marke 2020 deutlich hinter sich gelassen, womit das «10/20»-Ziel von auto-schweiz erreicht wurde. Wir sind sehr froh, dass wir bei der der Zielsetzung vor fast drei Jahren sogar noch zu vorsichtig gewesen sind – lange Zeit haben viele Beobachter die Vorgabe als «utopisch» und «nicht erreichbar» bezeichnet.

Die weitere Marktentwicklung der Elektro-, Hybrid-, Gas- und Wasserstofffahrzeuge wird sicher positiv sein, ist aber auch von diversen Rahmenbedingungen abhängig, nicht zuletzt vom Aufbau an Tank- und Ladeinfrastruktur. Im privaten Sektor steht die Schweiz dabei vor enormen Herausforderungen, nicht zuletzt aufgrund der mit Abstand niedrigsten Wohneigentumsquote Europas. Für Laternenparker wird das einfache Aufladen eines E-Autos über Nacht an vielen Orten wohl noch einige Zeit schwierig bleiben.

Referendumsabstimmung CO2-Gesetz

Zum Erscheinungstermin dieses Artikels ist die Unterschriftensammlung für das Referendum zum neuen CO2-Gesetz noch in vollem Gange. Sollte sie erfolgreich abgeschlossen werden, könnte im Juni 2021 die entsprechende Abstimmung stattfinden. Das Gesetz wurde vom Parlament überladen und die Umsetzung entspräche einer sehr teuren Übung. Gleichzeitig ist eine effektive Verminderung des Treibhausgasausstosses eher nicht zu erwarten. Deshalb unterstützt auto-schweiz die Bemühungen zur Sammlung von Unterschriften seitens eines Wirtschaftskomitees, dem Verbände aus verschiedenen Branchen angehören. Neben der Erhöhung der Abgaben auf Treibstoffe von bis zu 20 Rappen pro Liter ist auto-schweiz vor allem die vorzeitige Abschaffung von Einführungsmodalitäten zu den CO2-Zielwerten und die Umschichtung von Sanktionsbeiträgen der Importeure in den «Klimafonds» ein Dorn im Auge.

Neue Verkehrsregeln

Ab 2021 müssen sich Verkehrsteilnehmerinnen an neue Regeln gewöhnen. Für Autofahrer sind dabei besonders drei neue Aspekte auf Autobahnen zu berücksichtigen, die drei «R»: Rechts vorbeifahren, Rettungsgasse und Reissverschlussprinzip. Rechts vorbeifahren soll die Kapazitäten auf Schnellstrassen erhöhen und ist keinesfalls zu verwechseln mit «rechts überholen». Fährt man bereits auf der Normalspur und der Verkehr auf dem oder den Überholstreifen verlangsamt sich, so muss man neu die Geschwindigkeit nicht mehr reduzieren, sondern kann einfach mit konstanter Geschwindigkeit rechts «vorbeirollen». Ein anschliessendes Wechseln auf die Überholspur wird aber als rechts überholen gewertet und ist weiterhin strafbar.

Die Rettungsgasse und das Reissverschlussprinzip sind nun verpflichtend und sollen sowohl die Sicherheit als auch den Verkehrsfluss verbessern. Bei der Bildung von Stau ist neu sofort eine Rettungsgasse zu bilden, indem die Fahrzeuge auf der äussersten linken Spur nach links und alle anderen nach rechts ausweichen. So können Rettungsfahrzeuge zügig durch diese Schneise neben der äusseren linken Spur durchfahren, was Leben retten kann.  Beim Reissverschlussprinzip muss beim Wegfall einer oder mehrerer Fahrstreifen bis an das Hindernis herangefahren werden. Dort wird dann auf die verbleibenden Spuren eingefädelt – ein Fahrzeug von links, eines von rechts. Aus Sicht von auto-schweiz sind alle drei Neuerungen sinnvoll und sollten von uns allen möglichst rasch und konsequent in die Fahrroutine übernommen werden.