Von François Launaz, Präsident auto-schweiz

Ganze 64 Jahre lang mussten Motorsportfans auf diesen Moment warten: Ein offizielles Rundstreckenrennen in der Schweiz. Seit dem letzten Grand Prix im Berner Bremgartenwald 1954 waren sie mit Verweis auf die Sicherheit gesetzlich verboten. Richtigerweise hat der Bundesrat dieses Verbot nun gelockert, zumindest für rein elektrische Rennserien. Deshalb konnte am 10. Juni 2018 der erste E-Prix in Zürich stattfinden. Auch wenn noch nicht alles perfekt lief, lässt sich insgesamt ein sehr positives Fazit dieses Grossanlasses ziehen. Dank des Rahmenprogramms kamen Besucher auch ohne Billett für eine der wenigen Tribünen direkt an die Rennstrecke. Dieser Umstand und das Sommerwetter haben das Rennen zu einem wahren Volksfest der Elektromobilität werden lassen. Und genau das ist das Ziel der Formel E bei ihren weltweiten Stationen.

Sicherheitsbedenken unbegründet

Der «Swiss E-Prix» hat einige Punkte deutlich werden lassen. Erstens passt Rennsport hervorragend zur Schweiz. Nicht umsonst sind im 20-köpfigen Starterfeld der Formel E, das mit zahlreichen Topleuten besetzt ist, zwei Schweizer dabei. Und auch die Strecke und das Ambiente in Zürich waren sehr stimmig. Es bleibt zu hoffen, dass der E-Prix auch im nächsten Jahr so stattfinden kann und sich links-grüne Kreise im Stadtparlament mit ihrer Verbotsphantasie nach dem grossartigen Sonntag etwas zurückhalten. Auch sollte grundsätzlich über das Rundstreckenrennverbot nachgedacht werden. Denn die ursprüngliche Begründung mit Sicherheitsbedenken hat sich nach Jahrzehnten des Fortschritts längst erledigt – dabei spielt die Art des Antriebs keine Rolle.[vc_raw_html]JTNDcCUyMGFsaWduJTNEY2VudGVyJTNFJTNDaWZyYW1lJTIwd2lkdGglM0QlMjI1NjAlMjIlMjBoZWlnaHQlM0QlMjIzMTUlMjIlMjBzcmMlM0QlMjJodHRwcyUzQSUyRiUyRnd3dy55b3V0dWJlLmNvbSUyRmVtYmVkJTJGUTJnZE02VXh5UE0lMjIlMjBmcmFtZWJvcmRlciUzRCUyMjAlMjIlMjBhbGxvdyUzRCUyMmF1dG9wbGF5JTNCJTIwZW5jcnlwdGVkLW1lZGlhJTIyJTIwYWxsb3dmdWxsc2NyZWVuJTNFJTNDJTJGaWZyYW1lJTNFJTNDJTJGcCUzRQ==[/vc_raw_html]Die zweite Erkenntnis ist, dass man in Zürich offensichtlich deutlich schneller fahren kann als Tempo 30. Ausnahme war am Sonntag lediglich die mit Kopfsteinpflaster ausgestattete Boxengasse. Was beim E-Prix gilt, sollte auch für die Schweizer Verkehrspolitik gelten. Tempo 30 und Begegnungszonen sind dort einzurichten, wo sie Sinn machen: In der Nähe von Schulen, in Quartieren, in historischen Dorf- und Stadtzentren. Aber auf Hauptachsen, wo der Verkehr abfliessen soll und muss, sind solche Tempobegrenzungen definitiv fehl am Platz. Dass nun viele Politiker bei der Ausbremsung des von ihnen gehassten Strassenverkehrs mit dem Lärmschutz argumentieren, ist angesichts immer leiser werdender Fahrzeuge (siehe Elektromobilität) und teilweise laut über die Gleise rumpelnder Trams geradezu lachhaft. Und wer kontrolliert einst, ob sich auch E-Bike-FahrerInnen an Tempo 30 halten?

Alternative Antriebe heute schon mehrheitsfähig

Mein dritter Eindruck vom Rennsonntag in Zürich ist das deutlich gestiegene Interesse an der Elektromobilität und alternativen Antrieben insgesamt. Weit über 100'000 Besucher haben sich durch die kostenfreie Themen-Ausstellung zahlreicher Marken bewegt. Durch das hautnahe Erlebnis des Rennens wird das Thema Elektromobilität zusätzlich emotional positiv «aufgeladen». Diesen Eindruck bestätigen die Ergebnisse des aktuellen «Mobilitätsmonitors», einer Verkehrsstudie, die auto-schweiz und das Meinungsforschungsinstitut gfs.bern regelmässig durchführen. Danach können sich 72 Prozent der Befragten vorstellen, ein Auto mit alternativem Antriebssystem zu kaufen – Allzeit-Höchstwert. Für unser «10/20»-Ziel – im Jahr 2020 sollen ein Zehntel aller neue Personenwagen ein Elektroauto oder Plug-in-Hybrid sein – bin ich deshalb sehr optimistisch.