Von François Launaz, Präsident auto-schweiz.Die fortschreitende Elektrifizierung unserer Fahrzeuge hat in den vergangenen Jahren zu einer beachtlichen Antriebsvielfalt geführt. Benzin, Diesel, Mild-, Normal- und Plug-in-Hybrid, Elektrisch mit oder ohne Range Extender, Gas, Wasserstoff: Die Möglichkeiten sind (fast) unbegrenzt und machen die Zusammenstellung einer Fahrzeugflotte umso spannender oder komplizierter, je nach Sichtweise. Neben der üblichen Frage nach den Kilometerkosten stellen sich zunehmend neue Fragen: Möchten wir mit unserem Unternehmen vielleicht ein umweltbewusstes Zeichen setzen? Oder sind Effizienz, Reichweite und Flexibilität des Diesels einfach unschlagbar? Und falls wir doch ein Steckerfahrzeug in unsere Flotte aufnehmen, wo kann dieses dann geladen werden? All dies sind Fragen, die noch vor wenigen Jahren niemand gestellt hat. Doch die Zeiten ändern sich – und zwar rasant.
Elektrifizierung für CO2-Ziele von Nöten
Dass unsere Fahrzeuge in den kommenden Jahren und Jahrzehnten immer stärker elektrifiziert werden, ist gewiss. Der Klima-Vertrag von Paris und die daraus resultierenden CO
2-Senkungsziele vieler Länder lassen diesen Weg alternativlos erscheinen. Europa hat sich mit durchschnittlich 95 Gramm CO
2 pro Kilometer für Personenwagen ab 2020 die weltweit ehrgeizigsten Ziele gesetzt. Ausschliesslich mit Verbrennungsmotoren ist dieser Wert nicht zu erreichen. Und die Ankündigung der EU, das Ziel bis 2030 noch einmal um 30 Prozent senken zu wollen, zeichnet die weitere Entwicklung vor. Es ist davon auszugehen, dass die Schweiz wie bislang die Vorgaben aus Brüssel übernehmen wird. Aus der Sicht von auto-schweiz wäre aber die Beendigung des eidgenössischen Alleingangs und eine Anrechnung des hiesigen Fahrzeugmarkts an den kontinentalen Durchschnittswert angezeigt. Norwegen und Island als nicht EU-Staaten machen es vor – schliesslich kennt CO
2 kennt Grenzen.
Wie schnell die Entwicklung bei den alternativen Antrieben voranschreiten wird, kann niemand exakt vorhersehen. Derzeit sieht es zumindest für den europäischen Markt danach aus, also ob (teil-)elektrische Fahrzeuge das Gros des wachsenden Alternativ-Markts ausmachen werden. Dies ist zum einen darauf zurückzuführen, dass andere Optionen bisher leider noch nicht so richtig verfangen haben (Gas) oder der Aufbau neuer Tankinfrastruktur derzeit noch sehr teuer ist (Wasserstoff). Zum anderen setzen immer mehr europäische Länder auf den Ausbau erneuerbarer Energien. Nachhaltige Stromproduktion ist eine wichtige Voraussetzung, denn mit Kohlestrom geladene Elektroautos verschlechtern deren Umweltbilanz im Vergleich zum Verbrenner erheblich. Laut Experten sollte denn auch genügend Strom für die wachsende E-Flotte zur Verfügung stehen. Die Belastung der Stromnetze durch immer mehr gleichzeitig ladende Fahrzeuge stellt aber eine Herausforderung dar, die es zu lösen gilt – genauso wie die Sicherstellung öffentlich verfügbarer Lademöglichkeiten.
China als Trendsetter
Der Elektro-Trend zeichnet sich nicht nur in Europa ab, sondern beispielsweise auch in China – notabene der grösste Fahrzeugmarkt der Welt. Ab 2019 gilt dort ein Punktesystem, das zu einer fixen Quote von zehn Prozent Steckerfahrzeugen führen wird. Kein Wunder also, dass derzeit immer mehr Hersteller entsprechende E-Modelle ankündigen. Mit sinkenden Akkupreisen werden diese auch vermehrt für Flottenbetreiber hierzulande interessant werden. Voraussetzungen sind, dass die Nutzung in punkto Reichweite möglich ist und Ladeinfrastruktur bereitsteht. Doch bei aller Optionsvielfalt: Auch reine Verbrennungsmotoren werden noch eine ganze Weile ihre Kosten-Nutzen-Vorteile ausspielen können.