Von François Launaz, Präsident auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure

Die Diskussion um den menschengemachten CO2-Ausstoss, seinen Anteil am Temperaturanstieg unseres Planeten und wie man ihn möglichst wirtschaftsverträglich reduzieren kann, ist allgegenwärtig. Für die Automobilbranche ist dieses Thema von zentraler Bedeutung. Denn die Regulierung in diesem Bereich wird die Hersteller, Importeure und auch Händler in den kommenden Jahren viel Geld kosten: entweder durch drohende Strafzahlungen oder massive Investitionen in die Entwicklung und Verbreitung alternativer Antriebssysteme. Der Artikel «Bald droht die Mutter aller Strafen» in der letzten Automobil Revue (Nummer 17) hat diesbezüglich einen treffenden Überblick geliefert und unterschiedliche Strategien der Hersteller aufgezeigt.

Spezielle Situation in der Schweiz

Bei genanntem Artikel wurde in der Infobox «Auch in der Schweiz» die hiesige Situation erläutert. Anders als in der EU, wo sich fast 30 Länder mit völlig unterschiedlichen Märkten für Personenwagen gegenseitig ausgleichen, will die Schweiz die Zielvorgaben bei der CO2-Absenkung alleine erreichen. Seit der Annahme der Energiestrategie 2050 an der Urne im Mai 2017 sind die Zielwerte von durchschnittlich 95 Gramm pro Kilometer für Personen- und 147 Gramm für Lieferwagen ab 2020 direktdemokratisch legitimiert und gesetzlich verankert. Zu diesen Zielen bekennt sich auto-schweiz in aller Deutlichkeit. Jeder Importeur ist aber natürlich frei in der Entscheidung, mit welchem Vorgehen er die CO2-Regulierung erfüllen will. Dies hängt gerade bei Tochterfirmen von Herstellern oft von deren gesamteuropäischer oder sogar weltweiter Strategie ab.

Klar ist für auto-schweiz aber auch, dass die stärkere Verbreitung von Neuwagen mit alternativen Antriebssystemen ein wichtiger Pfeiler sein wird. So haben wir schon vor über einem Jahr unser «10/20»-Ziel ausgegeben: Jeder zehnte neue Personenwagen, der 2020 in der Schweiz oder in Liechtenstein zugelassen wird, soll über das Stromnetz aufladbar, also ein Elektroauto oder ein Plug-in-Hybrid sein. Darüber hinaus werden weitere Hybrid-Modelle (Voll-, Mild-Hybride etc.) sowie Gas- und Wasserstoff-Fahrzeuge weitere grosse Beiträge zur CO2-Absenkung leisten. Die Marktdaten des ersten Quartals 2019 stimmen uns diesbezüglich sehr optimistisch. Erstmals liegt nach einem Quartal der Marktanteil der Alternativ-Antriebe bei Personenwagen mit 10,2 Prozent im zweistelligen Bereich. Die «Steckerfahrzeuge» kommen dabei auf 5,3%, machen also gut die Hälfte aus. Die Nachfrage nach entsprechenden Modellen ist also offensichtlich vorhanden, das Angebot wird sich in den nächsten Monaten und natürlich ab 2020 massiv erhöhen.

Übergang zu neuen Zielen

Die in der Infobox auch genannte Zahl von 200 Millionen Franken, die auto-schweiz als Sanktion für verfehlte CO2-Ziele 2020 erwartet, stammt übrigens nicht von uns, sondern aus einem Grundlagenpapier des Bundesamts für Energie BFE. Sie galt für den Fall der unveränderten Übernahme der Übergangsbestimmungen zu den neuen Zielwerten von der EU. Wie im Artikel beschrieben, ist lediglich die zunächst teilweise Anrechnung der effizientesten Fahrzeuge eines Importeurs («Phasing-in») mit 85 im Jahr 2020 gegenüber 95% bei unseren Nachbarn tiefer angesetzt. So wurden vom Bundesrat, der diese Bestimmungen in eine Verordnung gegossen hat und dazu vom Schweizer Stimmvolk legitimiert wurde, die besonderen hiesigen Marktbedingungen berücksichtigt. Dass diese Kompromisslösung im Rahmen der Revision des CO2-Gesetzes ab 2021 von links-grünen Parlamentariern schamlos in Frage gestellt wird, muss wohl im Zusammenhang mit den eidgenössischen Wahlen im Herbst betrachtet werden. Höhere Sanktionen werden dem Klima unseres Planeten kein bisschen helfen.