Von Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure

Erneut hat es im vergangenen Jahr einen Staurekord auf unseren Nationalstrassen gegeben. Fast 26'000 Stunden Blockade hat das Bundesamt für Strassen ASTRA 2017 gemessen, eine Zunahme zum Vorjahr von 7,4 Prozent. Dabei sind die zurückgelegten Kilometer nur um 2,4 Prozent gestiegen. Dies zeigt deutlich, dass unsere Infrastruktur am Anschlag oder schon darüber hinaus ist. Es braucht eine grossangelegte Ausbauoffensive, die schnell auf den Weg kommen muss. Der Verkehr wird weiter wachsen, trotz oder vielleicht gerade wegen kommender Technologien wie dem autonomen Fahren.

Gemeinde mit wachsendem Verkehrsaufkommen

Die Nebenwirkung einer nicht bedarfsgerecht ausgebauten Infrastruktur ist eine Verlagerung des Verkehrs auf die Kantonal- und Regionalstrassen neben der Hauptverkehrsader. Sprich: verstopfte Strassen und blankliegende Nerven. Nach einem langen Arbeitstag möchte jeder möglichst rasch und effizient nach Hause kommen und so sucht sich der geplagte Pendler seine Ausweichwege. Ein aktuelles Beispiel aus meinem Heimatkanton Solothurn ist Kriegstetten. Die Gemeinde leidet sichtbar unter einem immer grösser werdenden Verkehrsaufkommen, generiert durch Bevölkerungswachstum und durchaus erwünschtem Wirtschaftswachstum mit all seinen Facetten. Als Reaktion darauf will der Gemeinderat nun flächendeckend Tempo 30 einführen.

Pannenstreifen auf A1 öffnen

Kriegstetten täte besser daran, sich beim ASTRA mit der Forderung stark zu machen, die Abfahrtsstrecke auf die A5 massiv zu verlängern – statt für 65 000 Franken einen Ingenieur mit Studien und Wirkungsanalysen zu beschäftigen. Diese vergleichsweise rasch umzusetzende Massnahme würde grosse Wirkung zeigen: Die rechte Spur würde nicht weiter von abfahrenden Fahrzeugen verstopft, da diese den Standstreifen nutzen können – und somit könnte der Verkehr flüssig vorbeirollen. Der Kanton Aargau hat das bei seinen Autobahnausfahrten unlängst erfolgreich realisiert. Die Infrastruktur für dieses Vorhaben ist vorhanden. Es braucht nur ein paar Eimer weisse Farbe und etwas Hartnäckigkeit der Gemeinde gegenüber «Bern». Wahrhaft eine bessere und günstigere Investition als eine Analyse für verkehrsbehindernde Tempo-30-Zonen in seitenlangen Gutachten, die auf Jahre hinaus keine Abhilfe schaffen.

Bild oben: Autobahn A1, Abfahrt bei Luterbach auf A5 Richtung Solothurn. Quelle: Google Maps