Von Andreas Burgener, Direktor auto-schweiz, Vereinigung Schweizer Automobil-Importeure   Die Strasse ist ein Erfolgsprodukt. Unfassbare 132 Milliarden Personenkilometer wurden 2016 in der Schweiz zurückgelegt. So besagen es die Zahlen des Bundesamts für Statistik. Davon entfielen exakt 74,5 Prozent auf den privaten motorisierten Strassenverkehr. Der allergrösste Teil, nämlich 94 Milliarden Personenkilometer, wurde in Personenwagen zurückgelegt. Davon sind in den vergangenen sieben Jahren jeweils mehr als 300'000 neu pro Jahr auf unsere Strassen gekommen. Auch wenn wir in der Schweiz den besten öffentlichen Verkehr der Welt haben – ohne die Strasse läuft nichts, auch im Bereich Tourismus. Wie viele der Kilometer in Wohnmobilen zurückgelegt wurden, ist leider nicht überliefert. Man kann aber trotzdem mit ruhigem Gewissen konstatieren: Campingcars liegen in der Schweiz voll im Trend.
Voilà, perfekt ist der Camping-Boom
Denn was liegt näher, als sein Zuhause gleich auf die Reise mitzunehmen? Zu den 314'028 neuen Personenwagen gesellten sich im vergangenen Jahr noch 4'017 Wohnmobile. Eine unglaubliche Zahl nach einer rasanten Entwicklung in den vergangenen Jahren. Seit 2014 haben die Camper fast die Hälfte an Stückzahlen hinzugewonnen. Damals wurden in einem Jahr noch 2'699 Wohnmobile eingelöst. Passend dazu hat dieser Tage TCS Camping, laut eigener Aussage der grösste Campingplatzanbieter der Schweiz, seine Zahlen von 2017 veröffentlicht. Dabei sind im Vergleich zum Vorjahr die touristischen Logiernächte um 8 Prozent auf rund 530'000 gestiegen. In einer Medienmitteilung wird der Leiter Tourismus & Freizeit beim TCS, Oliver Grützner, mit den Worten zitiert: «Wir stellen ein grosses Bedürfnis nach Entschleunigung, Freiheit, Privatsphäre und individueller Freizeitgestaltung fest.» Voilà, perfekt ist der Camping-Boom. Angesichts des beginnenden Frühlings bin ich sehr gespannt, wie sich die Zahlen der neuen Camper in den kommenden Monaten entwickeln werden. Und ob sich die politischen Diskussionen über Diesel-Fahrverbote in ausländischen Grossstädten darauf auswirken. Zu befürchten steht das wohl nicht, denn die aktuelle Motorengeneration mit der Abgasnorm Euro 6 sollte von möglichen «verhältnismässigen» Fahreinschränkungen in Deutschland nicht betroffen sein. Und wer kauft sich schon ein schönes grosses Wohnmobil, um anschliessend damit in die Innenstadt von Stuttgart zu fahren?
Camper mit Gasantrieb oder als Plug-in-Hybrid? Durchaus denkbar
Antriebsseitig gibt es so oder bei den allermeisten Modellen nicht viel Auswahl. Diesel oder doch lieber Diesel? Wahl der Leistung, des Getriebes und Allrad als Option, kein Problem. Doch nicht zuletzt wegen der ab 2020 noch strenger werdenden CO2-Vorschriften werden Benzin-Motoren in Wohnmobilen in Zukunft wohl noch seltener werden als sie es heute schon sind. Auch alternative Antriebe sind bis heute (noch) kein Thema. Das hingegen könnte sich spätestens ab 2020 ändern. Ein Camper mit Gasantrieb oder als Plug-in-Hybrid? Durchaus denkbar, auch wenn der zusätzlich benötigte Platz in den Fahrzeugen begrenzt ist. Rein elektrisch wird da schon schwieriger, die Stichworte Nutzlast und Reichweite spielen hier doch eine grosse Rolle. Für die kommenden Jahre werden Wohnwagen also nicht nur die eigene «Burg auf Rädern» sein, sondern auch eine Bastion für den hocheffizienten Diesel-Motor.