Von François Launaz, Präsident auto-schweiz

Der Markthochlauf der alternativen Antriebe im Schweizer Automobil-Markt, inklusive Liechtenstein, ist eindrücklich. Für das vergangene Jahr 2021 steht ein Marktanteil der Elektro-, Hybrid-, Gas- und Brennstoffzellenmotorisierungen von 44,5 Prozent zu Buche. Somit verfügte fast jeder zweite neue Personenwagen nicht oder nicht ausschliesslich über einen Verbrennungsmotor. Dieser spielt aber nach wie vor eine grosse Rolle. So entfallen 21,9 Prozent der Neuzulassungen auf Voll- und Mild-Hybride, deren Hauptantrieb nach wie vor ein Benzin- oder Diesel-Aggregat ist.

Mit 22,4 Prozent erreichten reinelektrische Modelle und Plug-in-Hybride 2021 einen stattlichen Marktanteil an den Neuimmatrikulationen. Fast jeder vierte der insgesamt 238'481 Neuwagen war also ein sogenanntes «Steckerfahrzeug» und liess sich über das Stromnetz aufladen. Und auch wenn ein elektrisches Modell eines Nicht-auto-schweiz-Mitglieds den ersten Rang über alle Antriebsarten hinweg erreichte: Mehr als drei Viertel der 31'823 neuen Elektroautos auf unseren Strassen gehen auf das Konto von Mitgliedsmarken. Bei den 21'790 Plug-in-Hybriden sind es nahezu einhundert Prozent.

Plug-in-Hybride im Kreuzfeuer

Besonders letztgenannte Antriebsart steht immer wieder zu Unrecht unter Beschuss. Kurz nach dem Jahreswechsel 2022 schlug eine Meldung aus meinem Heimatkanton hohe Wellen. Das Wallis hatte aufgrund einer alles andere als wissenschaftlich erstellten Studie zum Treibstoffverbrauch von Plug-in-Modellen die Kaufprämie für entsprechende Modelle kurzfristig gestoppt. 15 der 20 untersuchten Fahrzeuge entfielen auf das identische Modell, zudem befanden sich darunter ausschliesslich höhere, schwerere Fahrzeuge und keine einzige Limousine oder ein Kombi. Die Studie war so schlampig erstellt, dass sich sogar ein EPFL-Forscher dazu genötigt sah, den Aufbau in einem Blog-Artikel dezidiert zu kritisieren. Es ist offensichtlich, das Ergebnis der Studie wirkt «gewollt». Vielleicht hätte die Kantonsregierung ehrlich sein sollen und die Förderung für Plug-in-Hybride stoppen, nachdem sie ihr offensichtlich zu teuer geworden war.

Die Geschichte wirft ein schlechtes Licht auf ein Antriebssystem, dass mit dem richtigen Fahrprofil und einer regelmässigen Aufladung im Alltag sehr effizient bewegt werden kann. Auch für geschäftliche Flotten werden Plug-in-Hybride mit stetig wachsenden Reichweiten, die mit einer Aufladung elektrisch zurückgelegt werden können, immer interessanter. Glücklicherweise lassen sich Flotten-Verantwortliche nicht so leicht von halbwissenschaftlichen Studien beeinflussen, die anschliessend oberflächlich in den Medien zitiert werden. Der «Tages-Anzeiger» verzichtete bei seiner Berichterstattung sogar gänzlich auf jegliche Kritik an der Studie, etwa die Erwähnung des Blog-Artikels des EPFL-Ingenieurs. Interessanterweise fand diese Kritik Eingang in einen Online-Artikel bei «20minutes», beim «Tagi» im selben Medienhaus aber nicht. Entweder wurde schlecht recherchiert oder eine wichtige Information aussenvorgelassen – so oder so hat sie gefehlt.

Zugespitzte Medienbeiträge

Ich würde mir eine objektivere und nüchternere Berichterstattung über solche Themen wünschen. Natürlich kann man mit einem Plug-in-Hybrid hohe Treibstoffverbräuche erreichen, wenn man ihn nicht auflädt und viele Kilometer auf der Autobahn oder an Steigungen, wie etwa im Wallis, fährt. Doch genauso können mit einem Plug-in-Hybrid erste Erfahrungen im Bereich der Elektromobilität gesammelt werden, die später beim Umstieg auf ein reinelektrisches Fahrzeug von Nutzen sein können. Und mit voller Batterie lassen sich mit einem modernen Plug-in ansprechende Distanzen elektrisch zurücklegen, ohne dass auch nur einmal der Verbrennungsmotor anspringt. Dass diese extremen Verbrauchsspannen mit einer Mischkalkulation beim CO2-Ausstoss zum Ausdruck kommen, darf nicht verwundern.

Wichtig ist, dass ein Plug-in-Hybrid zum entsprechenden Nutzungsverhalten passt. Zum Beispiel mit einer nicht zu langen Pendelstrecke und einer, besser noch zwei Lademöglichkeiten, zuhause und am Arbeitsplatz. Die wenigen längeren Strecken können dann ohne Reichweitenangst mit dem Verbrennungsmotor zurückgelegt werden. So ist die Anschaffung eines Plug-in-Hybrids sehr sinnvoll und ein solches Modell kann seine Vorteile «aus beiden Welten» sehr gut ausspielen. Eine ähnlich nüchterne Gebrauchsanalyse war im Artikel im «Tages-Anzeiger» leider nicht zu lesen.