Schlusswort des abtretenden Direktors Andreas Burgener im auto-schweiz-Jahresbericht 2023/2024

Wie werden wir in fünfzehn Jahren automobil unterwegs sein? Dass die Antriebsenergie bei Neuwagen nicht mehr fossiler Natur sein wird, zumindest in Europa und den industrialisierten Ländern, kann als gesichert angenommen werden. Die zentrale Frage wird sein, wie stark die Fähigkeit, lenken zu müssen oder zu können noch vorhanden sein muss. Wo können wir aktiv den Kurs bestimmen? Wo können wir die Hürden und Herausforderungen selbstbestimmt angehen?

Hürden und Herausforderungen war der Titel meines ersten Schlusswortes als Direktor von auto-schweiz im Jahresbericht 2004. Damals wurden die „Avanti“ genannten Vorschläge zum rascheren Ausbau des Autobahnnetzes an der Urne von Volk und Ständen gestoppt. Software statt Beton war das Schlagwort. Mittlerweile haben die Arbeiten zum Bau der zweiten Gotthardröhre begonnen und über sechs Projekte der Engpassbeseitigung wird im Herbst 2024 die Stimmbevölkerung befinden. Damals haben wir uns schon vorgenommen, mit einer effizienten und intelligenten Mobilität eine positive Wahrnehmung und ein günstiges Umfeld für unsere Branche zu schaffen. Man könnte salopp meinen: nichts Neues unter der Sonne.

Das Gegenteil ist der Fall. Ich durfte mit dem Team von auto-schweiz eine unglaublich spannende Zeit, geprägt von der Innovations- und Strahlkraft einer hochkompetenten Branche erleben. Die Transformation findet nicht nur bei der Antriebsform statt. Die grundlegende Entwicklung findet in der Digitalisierung und Automatisierung statt. In der Zeit der Industrialisierung wurde die Handkraft durch Maschinenkraft ergänzt, nun erfolgt die Ergänzung der menschlichen Intelligenz durch künstliche Intelligenz. Dass dadurch Ängste generiert werden, liegt in der Natur des Menschen. Schnell wird nach staatlicher Regulierung gerufen und man möchte Nullrisiko, die Vollkaskomentalität rückt in den Vordergrund. Hier wird eine der künftigen Herausforderungen für auto-schweiz zutage treten. In Anlehnung an die Grenzen des Wachstums des Clubs of Rome steht heute die Diskussion der Schrumpfung des Wachstums zur Debatte. Der Degrowth ist eine pessimistische Sicht der Dinge, welche den menschlichen Erfindungsgeist komplett ausblendet. Unsere Branche wird getrieben durch die Macht der Preise in der Marktwirtschaft. Wird eine Ressource knapp führt das zu höheren Preisen und entsprechend zu Innovationen und damit zu einem sparsameren Einsatz. So ist es beim CO2 wenn der Preis als Sanktion steigt, reagiert die Branche mit neuen Technologien. Damit wir eine prosperierende Zukunft haben, müssen wir für eine Technologieoffenheit kämpfen.

 Ich bin voller Zuversicht, dass das Team mit dem neuen Direktor Thomas Rücker in den gefestigten Strukturen mit Vorstand und den Mitgliedern politisch und wirtschaftlich tragbare Lösungen erkämpfen und erarbeiten wird.

Ich bin dankbar für die letzten zwanzig Jahre, in welchen ich den Verband als Direktor führen durfte. Die damaligen Vizedirektoren Hr. Rudolf Huber, BMW (Schweiz) AG, und Hr. Claude F. Sage, Honda Automobiles (Suisse) SA, hatten Recht, als sie mir sagten: Die Direktionsaufgabe sei der interessanteste Job in unserer Branche. Die Stelle wurde damals im Gespräch als Dirigent beziehungsweise als Dompteur bezeichnet. Auch hier lagen die beiden richtig. Grossmehrheitlich erfolgreich war diese Zeit, weil ich auf ein beruflich starkes Umfeld in den Strukturen von auto-schweiz, den Partnerverbänden, der Verwaltung und der Politik zählen durfte. Kaum eine Tür war verschlossen, auch nicht bei unseren politischen Gegnern. Nicht überall war der Wirkungsgrad hingegen gleich gross, aber das gehört zum Job, das gehört zur Schweiz.

Von alleine werden wir nicht autonom unterwegs sein. Es wird viel Arbeit bedeuten. Arbeit für die individuelle Mobilität. Ein Aufwand, der sich lohnt. Wir wollen vorwärtskommen, daher hat der Mensch das Rad erfunden. Wir wollen selbst entscheiden, mit welchem Verkehrsmittel wir wohin und wann unterwegs sein wollen, auch morgen.

Ich bedanke mich bei allen für die tolle Zusammenarbeit, insbesondere beim Team von auto-schweiz.