Von Thomas Rücker, Direktor auto-schweiz

Am 24. November wird die Schweizer Stimmbevölkerung über die neuesten Projekte des Strategischen Entwicklungsprogramm Nationalstrassen, kurz STEP, abstimmen. Konkret geht es um sechs punktuelle Erweiterungen in den Ballungsräumen Bern, Basel, Schaffhausen, St. Gallen und am Lac Leman. Hier herrscht heute eine teils massive Überlastung der bestehenden Infrastruktur, die zu stetig steigenden Reisezeitverlusten durch Stau führt – geplagte Aussendienstmitarbeitende können davon ein Lied singen. Teils sind die Autobahnabschnitte nicht einmal mehr zu Randzeiten ohne stockenden Verkehr befahrbar. Die Realisierung dieser sechs Projekte wird den Verkehrsfluss in diesen Ballungsräumen spürbar verbessern, wie dies etwa seit der Erweiterung des Abschnitts auf der A1 zwischen Härkingen und Wiggertal der Fall ist.

Verdopplung der Staustunden seit 2020

Dass die Schweiz in punkto Staubekämpfung dringenden Nachholbedarf hat, steht ausser Frage. Im vergangenen Jahr wurde bei der gemessenen Zahl an Staustunden ein erneuter trauriger Rekord erreicht, der dritte in Folge. Über 48'000 Stunden lang ging auf den Nationalstrassen nichts mehr. In über 85 Prozent gibt das Bundesamt für Strassen ASTRA «Überlastung» als Grund für die Einschränkung an. Als Stau gilt dabei, wenn während mindestens einer Minute die Geschwindigkeit unter 10 km/h liegt und es häufig zum Stillstand kommt Zum Vergleich: Im Jahr 2000 wurden mit 4'300 Staustunden nicht einmal zehn Prozent dieses Wertes verzeichnet. Und selbst im ersten Jahr der Covid-Pandemie 2020 lag dieser Werte noch deutlich unter 25'000. Innerhalb von drei Jahren hat sich der Zeitverlust also verdoppelt, was viele von uns spüren, die regelmässig auf Schweizer Autobahnen fahren.

Stetiger Verkehrsfluss ist längst nicht nur nicht eine Sache des Komforts, sondern spielt als Wirtschaftsfaktor eine wichtige Grösse auf zahlreichen Ebenen, nicht zuletzt bei der Landesversorgung. Rund 45 Prozent des gesamten Strassenverkehrs finden auf den Nationalstrassen statt, beim Strassengütertransport sind es fast drei Viertel – und dies, obwohl Autobahnen nicht einmal drei Prozent unseres gesamten Strassennetzes ausmachen. Stehen Lastwagen, Handwerker und Pendlerinnen im Stau, kostet dies nicht nur Nerven, sondern auch Wirtschaftsleistung. Zwischen drei und vier Milliarden Franken lassen wir pro Jahr derzeit wortwörtlich auf der Strasse liegen. Mit der spürbaren Entlastung durch die sechs STEP-Projekte sollte eine Senkung dieses jährlichen BIP-Verlustes erzielt werden können.  

Verkehrsfluss entlastet die Umwelt

Die stetige Überlastung unseres Nationalstrassennetzes stellt auch in punkto Umweltbelastung ein grosses Ärgernis dar. Stop-and-go-Verkehr führt bei Fahrzeugen mit Verbrennungsmotor zu höherem Treibstoffverbrauch und damit zu mehr CO2- und Schadstoff-Emissionen als bei fliessendem Verkehr. Setzt man dies mit der Stauursache Überlastung und dem Verkehrsanteil der Nationalstrassen ins Verhältnis, könnte eine Stauverringerung im besten Fall mehr als 780'000 Tonnen CO2-Äquivalente einsparen. Dies entspricht rund zwei Prozent der Inlands-Emissionen der Schweiz. Auch wenn die Automobilbranche mit massiven Investitionen in neue Antriebe und Technologien in Richtung CO2-neutralem Strassenverkehr unterwegs ist, darf dieser Effekt keineswegs vernachlässigt werden. Hinzu kommt der Ausweichverkehr, der sich bei Staubelastung seinen Weg durch Dörfer und Quartiere sucht. Um diesen effektiv zu verhindern und die Verkehrssicherheit in Städten und Gemeinden zu erhöhen, muss die Leistungsfähigkeit unserer Nationalstrassen mit einer Annahme der STEP-Projekte sichergestellt werden.

Ein Ja zu STEP am 24. November macht also aus dreierlei Sicht Sinn: Die Wirtschaft profitiert vom besseren Verkehrsfluss durch zuverlässigere Transportwege, die Umweltbelastung wird reduziert und der Verkehr wird flächeneffizient und sicher über die Nationalstrassen abgewickelt. Aus diesem Grund setzt sich auto-schweiz im Rahmen eines breitabgestützten Wirtschafts- und Verbandskomitees für die Annahme der STEP-Vorlage ein.

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