Von Peter Grünenfelder, Präsident auto-schweiz

Die Automobilwirtschaft, die schweizweit deutlich über 100'000 Personen und in Europa 13 Millionen Menschen beschäftigt, befindet sich derzeit im Fadenkreuz des drohenden Handelskriegs zwischen dem Westen und China.

Die USA machen die Grenzen für chinesische E-Autos faktisch dicht und vervierfachen die Importzölle von 25 auf 100%. Die EU will ebenfalls Strafzölle von bis zu 37,6 Prozent gegenüber Fahrzeugen einführen, die in China hergestellt werden. Die europäische Sanktionspolitik ist alles andere als stringent, trifft es doch auch die eigenen Unternehmen, zu deren angeblichen Schutz man die Strafzölle erheben will: Die negativen Auswirkungen zu spüren bekommt insbesondere die globalisierte deutsche Automobilindustrie, die grosse Produktionsstätten in China unterhält. Auch die Schweizer Automobilzulieferer müssen infolge Verteuerung der Fahrzeuge mit einer geringeren Nachfrage nach ihren Produkten rechnen.

Gleichzeitig reguliert Europa, was das Zeug hält. Bis 2030 werden jedes Jahr durchschnittlich bis zu zehn neue Regelungen von der Europäischen Kommission erlassen. Für die europäischen Automobilunternehmen steigt damit der administrative Aufwand massiv an, ebenso die Forschungs- und Entwicklungskosten und damit die Produktionsaufwendungen für Fahrzeuge. Die Folge: In Europa zu produzieren, wird immer teurer. Ein Auto des C-Segments «made in China» hat heute einen Kostenvorteil von 6000 bis 7000 Euro gegenüber einem gleichwertigen europäischen Modell.

Handelskriege schaffen nur Verlierer, auf Produzenten- wie Konsumentenseite. China droht bereits damit, auf die US- und EU-Strafzölle Gegenmassnahmen zu ergreifen. Am Schluss sehen sich die Konsumentinnen und Konsumenten in Europa genauso wie in den USA und China mit kleinerer Produkteauswahl und höheren Preisen konfrontiert. Handelskriege enden mittelbar immer in der ökonomischen Sackgasse.

Heute machen chinesische Produkte acht Prozent der Gesamtimporte in die Schweiz aus. Die Schweiz tut gut daran, sich an diesem protektionistischen Wettlauf der USA und der EU gegenüber China nicht zu beteiligen. Vielmehr sollte die Schweizer Politik die einheimische Automobilwirtschaft vor protektionistischem Unbill schützen und mit einem Regulierungsabbau deren Wettbewerbsfähigkeit stärken. Anstelle Strafzölle zu erlassen ist das Prinzip der offenen Volkswirtschaft zu verfolgen. Die Schweiz hat generell allen Automobilproduzenten offen zu stehen und damit auch neue Marktteilnehmer aus China willkommen zu heissen. Sie vergrössern die Angebotspalette der Importeure und stärken den Wettbewerb um attraktive Fahrzeugangebote, was wiederum den Schweizer Autokäuferinnen und -käufern zugutekommt.